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Trauer an der Tränke

Heute müssen wir eine echt traurige Geschichte erzählen. Man mag sie kaum glauben, aber sie ist wahr. In dieser Geschichte passiert eigentlich nichts, das ist gerade das Traurige. Dabei hätte soviel passieren können. In einer lauen Sommernacht, ohne Nöte einen Pullover oder eine Jacke überzustreifen. An einem dieser heuer gezählten warmen Sommerabende, an denen es den geselligen Menschen ins Freie und bisweilen auch an eine Tränke drängt.

Es begab sich also in der Oberurseler Altstadt, bekanntlich einem der Orte, in dem das Leben nur so brummt. Oder zumindest brummen müsste, wenn man die relative Häufigkeit von Kneipen pro Quadratkilometer als Maßstab nimmt. Und den Beteuerungen ortsnaher Politiker Glauben schenken will, die das Herz der Stadt auch als ihr pulsierendes Zentrum bezeichnen und deswegen alles tun, um es mit Leben zu füllen. Und den Gastwirten erst, die durch keine Sperrzeitverordnung mehr in ihrem Tatendrang gebremst werden.

Sonntagabend also, August, gefühlte 25 Grad Außentemperatur, kurz nach halb elf - und viel Durst und Lust auf Gespräche und ... Aber wo? Im Artcafé Macondo in der Strackgasse bedeuten Wirt und Service-Dame, dass nichts mehr ginge. Also um die Ecke zum Brauhaus, dessen Wirt kein Fest im öffentlichen Raum auslässt. Fehlanzeige! "Wir haben draußen und drinnen schon Feierabend", sagt die Kellnerin lächelnd, bevor die Durstigen den Hof überhaupt betreten können.

Es ist viertel vor elf geworden, der Durst nicht kleiner, aber die Wüste größer. Der "Adler", In-Kneipe einer gewissen Szene - verrammelt. Die neue portugiesische Bodega in "Michas" ehemaligem Weinkeller - dunkel. Und dann der hoffnungsvolle Blick auf das Zentrum der Lust, den Marktplatz: "Deiana", "Grisu", "Hirsch", "Ratskeller" - Sie glauben es nicht? - doch, alle geschlossen. Die Kellnerin im "Schwanen" hat den Finger auch schon auf dem letzten Lichtschalter, aber sie hat auch Erbarmen.
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