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Sonntag, 4. April 2004

Neues vom Arbeitsmarkt

So, nun habe ich den ersten Monat schon rum. Am 31sten war Zahltag. Da habe ich meinen ersten Lohn wie zu Großmutters Zeiten in einer Lohntüte in Bar ausgezahlt bekommen. Abzüge ca. 2 %(in Worten: zwei Prozent).. Wegen der anfangs noch fehlenden Arbeitserlaubnis bin ich im März sozusagen noch als freier Mitarbeiter geführt worden. Außerdem arbeite ich im Augenblick ja auch noch im Niedriglohnsektor. Mal sehen wie das in den nächsten Monaten aussieht.

Hier geht ohnehin noch sehr viel Geld in Bar über den Tisch. Ob das nun die Kunden sind, die ihre Rechnungen begleichen, oder die Gebühren, die bei den Behörden anfallen. Das meiste geht noch Cash über die Bühne. Alternativ zum Bargeld gibt es dann noch die Kreditkarte. Visa und auch Mastercard werden hier in sehr vielen Geschäften akzeptiert. Nicht zuletzt wegen der vielen Touristen ein erforderlicher Service.

Während die Geschäfte in unseren Breitengraden die Provisionen der Kreditkartengesellschaften aus dem fakturierten Verkaufpreis, also ca 4% vom Umsatz oder ca, 10-15 % vom Gewinn abführen, wird hier in sehr vielen Geschäften die Provision der Plastikgilde auf den Preis aufgeschlagen. Aus Unternehmenssicht gar nicht so dumm.

Überweisungen sind in erster Linie dafür da, das die Ausländischem Entwicklungshelfer ihre monatlichen Apanagen in das Land des Lächelns schaffen. Eine ungesicherte Information sagt, das wöchentlich angeblich 9 Millionen Euro privater Gelder hierher überwiesen werden. Wenn man sieht was hier für Gelder von Ausländern allein in private Ruhestandsvillen investiert werden, ist das gut vorstellbar. Dazu kommt, das es anscheinend eine ganze Reihe Privatiers gibt, die auch noch richtig viel Geld in irgendwelche Geschäftlichen Projekte stecken.

Eine ganze Reihe von diesen Investoren für private und geschäftliche Projekte geraten dann an „Insider“ die schon lange hier leben und genau wissen das man hier keine Verträge, sondern vor allem Schmiergeld braucht um etwas zu erreichen. Ohne diese „Szenenkenner“ würden die investitionswilligen Gäste von den Thais natürlich hemmungslos über den Tisch gezogen werden.

Es ist unglaublich, wie leichtfertig erwachsene Menschen sein können.

z.B. hatten wir einen Fall, wo einem Ausländer von einem Landsmann ein Haus zum Preis von 8 Millionen THB vermittelt wurde. Von den 8 Millionen hat der Käufer dem „Vermittler“ 6 Millionen in Bar übergeben, damit er dieses dem Thailändischen Eigentümer anzahlt, Natürlich haben die beiden, wie es sich gehört, einen Vertrag miteinander gemacht. Das dieser Vertrag, so wie er geschlossen wurde, nicht das Papier wert war auf dem er steht hat der Käufer erst anschließend festgestellt. Als der Käufer die restlichen 2 Millionen bezahlen wollte und darauf drängte daß der Kauf auch im Grundbuch eingetragen wird, wurde er von dem „Vermittler“ unterrichtet, das der Thailändische Eigentümer nun doch nicht mehr verkaufen wolle. Die verständliche Frage, was denn mit der Anzahlung von 6 Millionen sei, wurde pragmatisch mit „die sind wohl weg“ beantwortet.

Ein anderer Fall ist ein Timesharing Betrug. Um im wohlverdienten Ruhestand während einiger Wochen im Jahr garantiert günstig unter Palmen wohnen zu können, werden gern die Ersparnisse angelegt.

Der Eine legt sie in einem Häuschen an, und gibt dem Verkäufer oder Vermittler das Recht, das Haus während der Abwesenheit des Eigentümers zu vermieten. Großzügig wie er ist garantiert der Verkäufer schriftlich eine bestimmte Garantiemiete pro Woche. Mit so einer Garantiemiete wird die Ivestitionsfreude nachhaltig angekurbelt.

Kaum ist der frischgebackene Eigentümer wieder zu Hause, bekommt der ein unwiderstehliches Angebot, ein weiteres Haus zu erwerben,. Die Finanzierung kann komplett aus den Garantiemieteinnahmen des ersten Hauses bestritten werden. Das erste Haus wurde ja ohne Finanzierung aus Ersparnissen vollständig bezahlt.

Beseelt von der guten Altersvorsorge die man während des letzten Urlaubs just in trockene Tücher gebracht hat erwacht nun die Gier nach mehr. Schriftlich, per Fax und Telefon stimmt man dem neuen Geschäft zu.

Als dann beim nächsten Urlaub im darauf folgenden Jahr von dem neuen Haus noch nicht so viel zu sehen ist, wird man mit blumigen Erklärungen über Thailändische Gewohnheiten und anderen Trostpflastern hingehalten bis man wieder im Flieger auf dem Heimweg ist.

Andere ihr Geld in ein Wohnrecht an. Über einen Zeitraum von mehreren Jahren hat man eine bestimmte Anzahl von Wochen im Jahr das Recht, eine Wohnung oder einen Bungalow einer bestimmten Größe zu belegen. Das sind dann halt die vom Eigentümer zur Vermietung freigegeben Objekte.

Das erste Problem kommt auf einen zu, wenn der Belegungsplan nicht eingehalten wird. So ist bei uns ein Besitzerehepaar angekommen, das zum Urlaubsbeginn das eigene Häuschen nicht beziehen konnte weil ein anderes Ehepaar mit einem Wohnrechtsvertrag bereits drin war.

Das zweite Problem tritt auf, wenn man feststellt, das die Konstruktion, mit der die Eigentumsverhältnisse geregelt wurden sehr einfach dazu führen können, den Eigentümer um sein Haus zu bringen. Und hier gilt mehr noch als anderswo, das Recht und Gerechtigkeit nicht unbedingt etwas miteinander zu tun haben müssen.

Ein weiteres Problem ist, wenn die Wohnanlage nach glänzender Fertigstellung innerhalb kurzer Zeit mangels Pflege verwahrlost. Das ist bei hiesigen Wetterverhältnissen innerhalb von zwei bis drei Jahren problemlos zu schaffen.

Auch können vom Vermittler/Verwalter nicht bezahlte Strom und Wasserrechnungen zu unliebsamen Konsequenzen führen. Hier wurde vom Wasserwerk einfach die Wasseruhr abgebaut und somit die Wasserversorgung unterbrochen. Da ist man gerade bei größeren geschäftlichen Verhandlungen schon einmal auf Nachbarlokalitäten angewiesen. Insbesondere Nachts ist das nicht immer das was man sich für den Urlaub wünscht.

Diejenigen, die ihr Wohnrecht verkaufen wollen werden von Ihrem Vermittler/Betreuer erst einmal dazu überredet werden ihr ohnehin quasi unverkäufliches Wohnrecht auf z.B. 52 Wochen in einem 1-Zimmer Appartement umzuwandeln auf ein Wohnrecht in einem 2-Zimmer Appartement, weil so ein Wohnrecht ja viiieeel besser zu verkaufen ist. Das ist natürlich zunächst erst einmal mit einer unwesentlichen Nachinvestition verbunden, und wenn vielleicht schon 12 Wochen abgewohnt waren dann wird natürlich bei so einer Umwandlung wieder ein neuer Vertrag über 52 Wochen geschlossen. Das ist natürlich so und erleichtert den Verkauf enorm, denn wer will schon läppische 40 Wochen, oder gar noch weniger kaufen, da lohnt sich die Anreise schon fast gar nicht mehr.

Geschichten bei denen man sich auch schon fragt: wie dusselig kann ein erwachsener Mensch nur sein? Aber auch Geschichten wie sie das Leben wohl schreibt, und wie ich sie bisher nur aus dem Fernsehen kannte. Aber immerhin sichern sie uns das tägliche Brot. Allerdings ist das dann auch nicht immer so einfach, weil die Geschädigten nun zu äußerst misstrauischen Individuen mutiert sind und nun wirklich jeden Handschlag in Frage stellen. Wenn sie vorher nur halb so Misstrauisch gewesen wären, dann würden sie anschließend nicht bei uns sitzen.

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