Macondo Logo

Wettermeldung

Donnerstag, 6. Januar 2005

liebe freunde,
anstelle eines wetterberichtes leite ich euch erst einmal einen augenzeugenbericht von frank weiter. ich kenne frank persönlich und schätze ihn sehr. seine ausführungen sind sicher auch für euch eine hilfreiche ergänzung des eindrucks der vor allem über das fernsehen verbreitet wird.

sincerely
dieter eppert


Liebe Freunde und Bekannte

Vielen Dank für die besorgte Nachfrage, aber uns ist nichts passiert. Bei uns ist alles Paletti - alles beim Alten. Haarscharf dran vorbei gerutscht... (für die bereits Benachrichtigten muss ich mich leider wiederholen)

Noch vor ein paar Tagen hatte ich geschrieben:

ALLES - restlos ALLES ist weggespült vom Strand und sogar noch weit dahinter. Ganz einfach WEG! Die zerbrochenen Liegestühle und die zerrissenen Sonnenschirme an Kata sind nichts - gar nichts gegen das was ich heute gesehen habe! Unglaublich das Desaster hier an den Stränden. An manchen Stellen ist nicht mal mehr der Grundriss der ehemaligen Häuser zu erkennen. Nicht zu begreifen. Totales Chaos überall und der Flughafen ist immer noch gerammelt voll mit Leuten die das Weite suchen. Das kann man einfach noch nicht fassen. Es wird auch noch eine ganze Weile dauern, bevor man die riesigen Ausmaße überhaupt kennt und verstehen kann. Besonders hart sind im Nahbereich die Naiharn-, Kata-, und Karon-Strände betroffen. Patong Beach, Kamala und Khao Lak (!!) hat es dagegen aber am härtesten getroffen. Khao Lak ist nur noch ein Name - sonst gibt es dort im wahrsten Sinne des Wortes NICHTS mehr - außer Leichen. Auf Phi Phi Island steht nur noch das Phi Phi Resort im Mittelstreifen der Insel. Überall ist in einem Bereich von mehreren hundert Metern vom Meer entfernt alles, was nicht aus massivem Eisenbeton erbaut war, nur noch Kleinholz, Schlamm, Sand und Schutt. Über Süd-Patong liegt ein furchtbarer Leichengeruch. Aus Phi Phi Island ist gestern ein Schiff mit 400 Toten und aus Khao Lak eins mit 1.500 Toten nach Phuket gekommen. Kaum jemand kann davon noch identifiziert werden nach 3 Tagen.

Es waren drei auf die Küste zurollenden Riesenwellen, die in einem Abstand von etwa einer halben Minute aufeinander folgten, und die dritte war die größte. Die Flutwellen haben beim Anrollen bereits Hunderte von Todesopfern und Tausende von Verletzten gefordert, ganze Landstriche verwüstet und enorme Sachschäden angerichtet. Weit hinter dem Strand haben sie dann ihre unglaubliche Kraft verloren und die wieder zurück ins Meer fließenden Fluten haben einen Teil der Trümmer mit sich gespült. Was zurückblieb ist ein unübersichtlicher Streifen totaler Zerstörung.

Mit unglaublicher Wucht haben die Wellen selbst Motorräder, Lieferwagen und selbst Lastkräne durcheinander gewirbelt, als ob es Spielzeugautos im Sandkasten gewesen wären. Phuket ist in ein Notstandsgebiet verwandelt. Wenn über Tote und verletzte in Zahlen gesprochen wird - gleichgültig wo - handelt es sich bis zum heutigen Tag lediglich um provisorische Angaben. Das wahre Ausmaß kann heute unmöglich übersehen werden, wird aber sicher katastrophal sein.

Der Meeresboden von Sumatra bis rauf zu den Andaman Islands ist lt. Berichten in einer äußerst kritischen Situation und es scheint noch lange nicht vorbei zu sein. Hoffen wir das Beste...

Momentan geht aber alles drunter und drüber und ich muss hier und da Hilfe leisten. Komme gerade von einer Blutspende im Krankenhaus zurück und bin ein bisschen "fertig". Kann also nicht viel schreiben. Sorry, ich werde bei Gelegenheit noch ein paar Bilder schicken und etwas ausführlicher berichten. Wie's weitergeht werden wir abwarten müssen. Soweit für heute - geht nicht mehr als das.


Das war noch vor einer Woche und hier ein Bericht über die heutige Situation:

Das anfängliche Unvermögen das eigentliche Ausmaß von nie zuvor Gesehenen zu erkennen hat sich allerdings heute in neue Relationen gesetzt und man kann nüchterner betrachten. Das oben genannte hat zwar zugetroffen oder trifft immer noch zu, aber die Zeit heilt jede Wunde in einem organisierten Umfeld. JEDER hier - ob betroffen oder nicht, ob mit Besen oder mit Raupe, mit Moped oder mit LKW - jeder hier hilft jedem und es ist unglaublich wie schnell und effektiv die Menschen arbeiten können und alles wieder in Ordnung bringen. Bewundernswert was sie auf die Beine stellen können, wenn sie zusammenarbeiten. Selbst die Straßen in denen hier und dort bis zu 20 cm Sand lagen sind bereits wieder davon befreit und mit Tonnen von Wasser per Feuerwehr und Notdiensten gereinigt.

Solch rascher Wiederaufbau und Hilfeleistung trifft jedoch nur zu für die Bereiche in denen die Hilfsmittel und Gelder zur Verfügung stehen. Das gilt also für Gebiete wie Kata, Karon, Patong etc. über die die Medien reden - vorher und nachher. Über Kleinstbereiche Thailands an denen sie niemals etwas Gutes lassen können und über die ständig Horrorgeschichten geschrieben werden müssen, damit die Kasse stimmt. Ihr Mist lässt sich ansonsten ohnehin nicht verkaufen. Was immer geschrieben wird von den Miesmachern ist FALSCH wenn wir über Touristenorte in Phuket sprechen. Dort findet man kaum noch die fälschlich berichteten Trümmerhaufen und Phuket ist sicher nicht platt gewalzt!

Berichte über die Insel Phuket die im deutschen Fernsehen gezeigt werden, sind eine unverschämte Panikmacherei und ein Abbild des deutsch-typischen Bildzeitungsstils. Da stehen doch sage und schreibe diese Horror-Reporter eine Woche nach der Flutwelle immer noch vor dem einzigen Schutt-Sammelplatz in Patong und berichten darüber dass Thailand nun nur noch ein einziger Trümmerhaufen ist... Das ist UNVERANTWORTLICH und man sollte diese Leute dafür zur Rechenschaft ziehen. Solche Berichterstattungen sind übertrieben, unwahr und zum Schaden der Betroffenen selbst. Je mehr Horror-Stories geschrieben werden, umso weniger Touristen werden Phuket besuchen und das kann nicht im Interesse der Menschen hier liegen. Wenn es diese Horrorgeier nicht gäbe, dann würde Lady Diana heute auch noch leben!

WAHR IST: Auf Phuket ist alles unter Kontrolle und in spätestens 2 Monaten geht alles wieder seinen gewohnten Gang. Man wird kaum noch etwas von der Katastrophe erkennen können und der "Gaff-Tourismus" wird insofern enttäuscht sein. Das ist die Realität! Aktuelle Fotos über "Phuket heute" sind hier ersichtlich:

http://www.image-asia.com/31_Dec/index.html

Die Verletzten sind geborgen und deren Wunden heilen wieder. Leider aber sind die vielen Toten und Vermissten nicht mehr zurückzuholen und die Trauer der Hinterbliebenen ist kaum zu lindern.

Die Ausnahme aber ist Kaho Lak, ein neuer Touristenort der in nur 2 Jahren aus dem Boden geschossen ist. Khao Lak liegt ca. 40km oberhalb von der Insel Phuket an der Nord-Westküste von Thailand. Dort waren wir gestern und haben ein unglaubliches Desaster angetroffen. So etwas lässt sich - mit NICHTS - dokumentieren. Auch nicht mit Fotos oder Videos. Khao Lak ist in nur 10 Minuten in eine kahle Wüstenlandschaft verwandelt worden und bietet ein schreckliches Szenarium. Zwischen den Ruinen kommt es einem so vor, als ob man die Schreie der hilfesuchenden Menschen noch immer hört...

Mit brachialer Gewalt hat der Tsunami dort alles zerstört und eine grausame Moor- und Mondlandschft hinterlassen. Die Schäden and den Dächern einiger weniger Gebäude die noch als "Rohbau" stehen geblieben sind zeigen an, dass es sich um eine bis zu sieben Meter hohe Welle gehandelt haben muss! Zeuge davon ist u.a. ein massives, stählernes Marine-Patroullieschiff, das von der Welle über die Dächer der Hotelanlagen und quer über die Hauptverkehrsstraße etwa 1.500 Meter weiter an den Bergrand geschmettert wurde.

Khao Lak aber erhält massive Hilfestellung beim Wiederaufbau aus ganz Thailand, unterstützt von unzähligen Militär-Einheiten. Der Wiederaufbau wird allerdings einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren in Anspruch nehmen. Dies vorausgesetzt dass man überhaupt Willens ist und die finanziellen Mittel aufbringen kann, nochmals ein solches Risiko einzugehen. Gesagt - und schon stehen Spekulanten und Großinvestoren mit triefendem Rachen vor der Tür und riechen riesigen Profit, denn die ehemaligen Betreiber der Hotels und Bungalowanlagen müssen ja nun vermutlich hoch verschuldet und damit pleite sein und gezwungen sein ihr Land billig zu verkaufen...

Weiter im Norden allerdings ist jede Niederschrift eines Kommentars schon fast Zeitverschwendung. Die Zeit über das fürchterliche Ausmaß der Katastrophe zu berichten, sollte besser in direkte Hilfe gewandelt werden! Alles Gesehene wird hier um ein Vielfaches übertroffen. Hier handelt es sich nicht um Touristenorte. Hier handelt es sich um einfache Fischerdörfer mit Einheimischen, denen ohnehin bereits vor der Flutwelle NICHTS gehört hat. Nach der Flutwelle gehören den Kindern nicht mehr ihre Eltern und den Eltern nicht mehr ihre Kinder. In einem Ort namens Nam Kem ist die Einwohnerschaft von ca. 9.000 radikal auf nicht mehr als 50 reduziert worden. Da gibt es Kinder die Ihre Eltern verloren haben und weinend durch den Schutt laufen um sie zu suchen. Eltern die verzweifelt sind und um ihre Kinder trauern. Menschen denen die Flutwelle restlos alles - sogar den primitiven Bambusbungalow weggerissen hat und die nichts mehr besitzen als eine gefundene alte Wolldecke auf der sie jetzt im Freien schlafen. Aber sie haben überlebt und brauchen Hilfe. Sie sind in höchster Not aber sie werden vermutlich die Letzten sein, denen geholfen wird. Niemand schreibt über sie, denn sie sind nun mal nicht so "populär" wie die Touristenorte.

Wenn überhaupt irgendwo - dann ist dort dringend Hilfe angebracht. Ich habe davon gehört und meinen VW-Transporter bis unter das Dach mit Hilfsmitteln voll gepfropft und bin zusammen mit meinem Bruder einfach sofort losgefahren. Schuhe und Milchpuder für Babys und Kleinkinder, Spielzeug, Töpfe, Pfannen, Öl, Matratzen u.v.a.m. Die Ortschaft Nam Kem - zu deutsch "salziges Wasser" (!) - (und viele weitere nördlich davon) gibt es aber nicht mehr - nur noch den zutreffenden Namen ! Sicher haben die meisten Menschen hier ihr Leben verloren und die Überlebenden restlos Ihre Existenz. Sie hausieren im Freien an einer Sammelstelle - lediglich unter einem Plastiktuch im Gras - ohne jeglichen Moskitoschutz. Die Angst und die Verzweiflung steht jedem Einzelnen in den Augen geschrieben. Unsere Hilfsgüter sind mit Freuden entgegengenommen worden und waren nach kurzer Zeit bereits an Bedürftige verteilt. Ein wunderschönes Gefühl aber auch gleichzeitig verbunden mit der Realisierung, dass dies lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein war. Gut gemeint und von Herzen gegeben, aber - zu wenig, immer nur zu wenig und das löst trotz allem ein Gefühl der Ohnmacht aus.

Hilfe jeglicher Art ist überall dringend benötigt. Ein einziger Euro ist umgerechnet 52 Baht wert und zahlt damit eine warme Mahlzeit für 3 Personen in dem betroffenen Gebiet. Allen Freunden und Bekannten die ihre willkommene Hilfe bereits angeboten haben oder anbieten wollen, möchte ich hiermit im Namen der Betroffenen herzlich dafür danken. Ich selbst und meine Familie sind Gott sei Dank nicht betroffen und daher können und werden wir hier vor Ort Hilfe leisten, wo immer Hilfe benötigt wird. Mir persönlich widerstrebt es auf irgendein Hilfsorganisationskonto einzuzahlen, ohne zu wissen was mit dem Geld geschieht. In diesem Fall ist Direkthilfe vor Ort allerdings gewährleistet. Falls der eine oder andere also bereit ist sich mit anderen zusammenzuschließen und zu spenden, werde ich gewissentlich dafür sorgen, dass diese Gelder direkt an die Bedürftigen weitergeleitet werden, oder dem hiesigen Lions Club Andaman Pearl zur Weiterleitung and Gemeindeverwaltungen der Katastrophengebiete bereitgestellt werden.

Der Lions Club "Andaman Pearl" in Phuket ist eine Gemeinschaft von Frauen verschiedener Nationalitäten und ist in dieser Angelegenheit vertreten von Madam Adrienne Tousoni, ihrer vormaligen Charterpräsidentin. Uns verbindet eine enge Freundschaft seit mehr als 15 Jahren. Web Adresse:

http://phuket-lions.com/pearl.htm

Mit ihr zusammen waren wir gestern in den betroffenen Gebieten und mit ihrer Hilfe werden wir umgehend direkte Hilfsmassnahmen in die Wege leiten. Jeder einzelne Geldeingang wird in Form eines offiziellen Lions Club Zertifikates mit Verwendungsnachweis rückbestätigt. Für Spenden stelle ich hier vor Ort eine Spendensammelstelle im Loma Restaurant und unser Firmenkonto zur Verfügung. Die Bankverbindung lautet:

  Power Point Enterprises Co., Ltd.
  Siam Commercial Bank, Branch Hayaek Chalong, 
  Phuket 83130, Thailand
  Account no.: 737-3-00388-6
  Swift Code: SICOTHBK

Viele Grüße und ein herzliches Gottvergelts

Frank

 Copyright © 2003 – 2016 Artcafé und Vineria Macondo | Webmaster | RSS |