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Wettermeldung

Samstag, 17. Juli 2004

liebe freunde,

da bin ich wieder mit einem kleinen erlebnisbericht. weil das wetter in letzter zeit relativ angenehm war hat meine selbstdisziplin gerade man dazu gereicht ein paar tagebuchnotizen zu machen. nun hat es gestern abend endlich wieder einmal geregnet und so bin ich endlich dazu gekommen, den nächsten wetterbericht zu schreiben. ich freue mich immer noch auf eine gelegentliche meldung von euch.

sincerely
Dieter Eppert

Wahre Liebe

Mit jedem Tag kommen neue wunderliche Eindrücke auf mich zu. Einiges habe ich ja schon von den vielen hier ansässigen Spezialisten vernommen. Das Thema Lust, Liebe, und Eifersucht dominiert viele Gespräche, einerseits weil eine ganze Reihe der hier lebenden Zeitgenossen keine weitere Aufgabe haben, als ihre Rente oder Pension, natürlich nur mit besten sozialen Absichten, wohl ausgewogen als Entwicklungshilfe in den hiesigen Bars zu verteilen. Andererseits ist das Konfliktpotential in einer Beziehung mit einer Eingeborenen wesentlich größer als daheim. Zu Hause geht es häufiger um so banale Dinge wie die Gleichberechtigung beim Einkaufen, Abwasch oder Sex. Bei diesen wichtigen Punkten ist die Welt für die Männer hier Gott sei Dank noch in Ordnung. Die Frau kauft ein, wäscht ab, kümmert sich um die Kinder und der Mann hat eine Geliebte. Eine in Thailand weit verbreitete Sitte die auch von den hier lebenden Ausländern gern übernommen wird um ihr Verständnis für fremde Sitten und Gebräuche zu dokumentieren. Mit diesem großmütigen Dokument der Toleranz und des Verständnisses ist es dann aber auch meistens schon getan. Die Konflikte hier sind schwerpunktmäßig auf das Thema Geld, Versorgung der Familie und Eifersucht konzentriert.

Eifersucht, weil die Erst- oder Ehefrauen meistens mit diesem Traditionsbewusstsein der Männer nicht so recht einverstanden sind. Nicht zuletzt weil damit oft auch die wirtschaftliche Vernachlässigung der Familie verbunden ist. Von verschiedenen weit gereisten Männern ist mir nun schon mitgeteilt worden, dass es keine eifersüchtigeren Frauen gibt als Thailänderinnen. Gleichgültig, ob man an der Bar oder in freier Wildbahn mit einer Frau ins Gespräch kommt, in den ersten drei Sätzen versucht sie schon einmal zu eruieren ob sie möglicherweise eine Kandidatin für die erste oder zweiter Reihe ist.

Geld, weil es bei den Einheimischen nur eine Minderheit gibt, die vorausschauend mit Geld umgehen können. Dort wo Geld ist und zusammengehalten wird sind in der Regel Chinesische Vorfahren beteiligt. Steht z.B. ein großer Geldbetrag zur Verfügung, der für ein gesundes Auskommen über das gesamte Jahr reichen würde, ist es für den gemeinen Thai ein leichtes, dieses Geld innerhalb weniger Tage unter die Leute zu bringen. Gewiss diese Spezies gibt es in größeren und kleineren Scharen überall auf der Welt, aber hier treten sie geballt auf.

In seinen Grundzügen sind die Themen relativ überschaubar. In der individuellen Ausführung jedoch sehr variantenreich, vielleicht vergleichbar mit dem Autokauf, wo das Grundmodell dann durch eine Reihe von Extras die einzeln oder als Paket bestellt werden können, individualisiert werden. Wem das dann noch nicht reicht, der setzt noch einen drauf und lässt sein Auto mit einem Artbrush versehen oder von einem Tuning Betrieb aufmöbeln.

Natürlich gibt es auch eine ganze Reihe gut funktionierender Familien und Beziehungen. In dem mir bisher bekannten Umfeld ist das jedoch der prozentual kleinere Anteil. Außerdem liefern die natürlich nicht den Stoff für einen Wetterbericht.

Da gibt es z.B. das Thailändische Pensionsmodell, in dem im Idealfall alle Kinder einer Familie den Eltern im Alter aus ihren Einkünften etwas abgeben. Dieser Idealfall trifft leider nicht immer zu. In einer normalen Thailändischen Familie in der es Jungs und Mädchen gibt wird die Last der Jungs in dem Moment schon einmal reduziert, wenn eines der Mädels plötzlich mit einem Kind dasteht und der dazugehörige Vater mehr oder weniger zügig das Feld geräumt hat. Hier wird dem Mädel dann von der Familie klargemacht, das die Eltern sich wohl um das Kind kümmern, die Tochter nun aber gefälligst das Geld für Essen und Trinken (und oft genug Vaters Whisky) ranschaffen soll. Vorhandene Brüder sehen dass oft schon als Aufforderung ihren Pensionsbeitrag für die Eltern mit dem Hinweis zu minimieren, sie haben eine eigene Familie zu versorgen.

So zum Beispiel Pen aus Roi Et, 21 Jahre alt, zwei Kinder von drei und vier Jahren. Seit acht Monaten auf Phuket. In der Hochsaison konnte sie monatlich bis zu 30,000Baht nach Hause schicken (ein Manager verdient hier ca 15,000Baht). Nur hat der Vater einen Grossteil des Geldes versoffen. Jetzt wo nichts los ist nörgelt er das er nicht mehr genug Geld für den Whisky bekommt. Da die Priorität in solchen Fällen auch eher auf Whisky als auf Essen und Trinken liegt, bedeutet das zwangsläufig, dass auch die beiden Kinder zurzeit schlecht versorgt sind. Der Versuch hier Aufklärungsarbeit zu leisten und sie davon zu überzeugen, das es besser wäre den Eltern nicht jedes Mal alles zu schicken was sie entbehren kann, sondern z.B. regelmäßig einen kleinen Betrag zu überweisen und den Rest beiseite zu legen ist meistens aussichtslos.

Richtig kritisch wird es, wenn das Mädel dann einen Ausländer als Freund oder besser noch als potentiellen Ehemann anbringt. In dem Moment werden meistens alle familieninternen Versorgungsmechanismen geparkt und auf externe Versorgung umgestellt. Das heißt wenn das Mädel nicht schon von sich aus versucht das neue Moped, den PickUp oder gar das Häuschen zu bekommen, dann wird sie von ihrer Familie so unter Druck gesetzt, das sie sich entweder für ihren Freund oder Mann oder für Ihre Familie, sprich Moped, Auto oder Häuschen entscheiden muss. Meistens geht das dann zugunsten der Familie aus.

Da gibt es dann richtig heftige Auseinandersetzungen, weil irgendwann auch der gutmütigste, sauer wird wenn er bemerkt das er nun sozusagen für die ganze Sippe den Alleinunterhalter macht.

Da kam neulich ein junger Mann in unser Büro und fragt, ob wir ihm dabei helfen können das Sorgerecht für seinen 4 jährigen Sohn zu bekommen. Vor vier Jahren hat er seine Frau in Deutschland geheiratet. Vor einem Jahr dann war es soweit, das die Frau mit Sack und Pack und Kind wieder nach Thailand zurückgegangen ist. Als verantwortungsbewusster Vater hat der junge Mann seiner Frau einen Geldbetrag mit auf den Weg gegeben, damit das Kind ordentlich versorgt ist. Für das Kind allein hätte das Geld locker die nächsten drei Jahre gereicht für Mutter und Kind zusammen hätte es auch ein gutes Jahr reichen können. Nach 6 Wochen war das Geld verbraucht! Mutter und Kind leben bei ihren Eltern. Das Kind ist nach den Ausführungen des Vaters schlecht ernährt. Weil seine Frau es vorzieht sich abends der sozialen Betreuung der Rentner und Pensionäre zu widmen und sich deshalb natürlich nicht sonderlich um das Kind kümmern kann.

Dieses ist keine Geschichte sondern Wirklichkeit und kommt täglich vor. In der Regel wird das Kind als Druckmittel benutzt um dem besorgten Vater immer wieder neue Sozialbeiträge abzupressen, die dann noch nicht einmal dem Kind zugute kommen, sondern in der Familie oder im Freundeskreis wieder gut für ein paar lustige Tage sind. Das gesunde Verantwortungsbewusstsein des Ausländers ist quasi eine Lizenz für eine sorgenfreie Zukunft der Familie. Das Kind ist einfach nur ein Instrument um zu Geld zu kommen. Die Chance, das Sorgerecht zu erhalten ist nur mit Einverständnis der Mutter möglich, gleichgültig was sie für einen Lebenswandel führt. Wenn das Sorgerecht abgegeben würde, wäre ja eine Einkommensquelle futsch.

Dann gibt es diejenigen, denen die wahre Liebe begegnet ist, und die es gar nicht fassen können, dass die Liebe von heute auf morgen beendet ist. So geschehen mit einem holländischen Kunden, der nach zwei Jahren voller Glückseligkeit morgens noch von seiner Liebsten mit Blumen vom Flughafen abgeholt wurde. Nachdem die erste Wiedersehensfreude etwas erschöpft war und sie sich zum Einkaufen verabschiedet hatte kam nachmittags ein Anruf von ihr dass sie jetzt fertig mit ihm sei. Nun ist der gute Mann ganz geknickt und fragt ob er vielleicht ihre Schulden bezahlen solle, damit sie sorgenfreier leben und möglicherweise zu ihm zurückkehrt?

Der Knaller ist allerdings meinem Freund Alex passiert. Alex , ein junger Mann Mitte dreißig und für die Gilde der Renter- und Pensionärspflegerinnen mit Sicherheit ein Leckerbissen. Gemeinsam mit seiner Freundin ist er vor vier Jahren nach Thailand gekommen und arbeitet im Hotelmanagement. Bis die Beziehung vor einem knappen halben Jahr in die Brüche ging ist das wahre Leben in Thailand, zumindest teilweise, an ihm vorübergegangen. Selbst wenn er für die Anfechtungen hier nicht empfänglich war, weil er mit seiner Liebsten glücklich war, so ist doch genügend Studienmaterial vorhanden, das es einem erlaubt auch als Beobachter eine ganze Menge zu lernen. Wie auch immer, jedenfalls hat er seinen Erfahrungshorizont in drei kurzen Beziehungen mit Thailänderinnen, im wahrsten Sinne des Wortes, schlagartig erweitert. Alle waren selbständige Frauen. Eine arbeitet als Management Assistentin die andere irgendwo im Kaufhaus und die dritte hatte einen Beauty-Salon, Wenn er mit ihnen nett essen war oder einen Ausflug gemacht hat er zwar jeweils die Rechnung beglichen, sich jedoch nicht zu ausgiebigen Shopping Touren oder Investitionen in Gold hinreißen lassen.

Vor ein paar Tagen geschah es dann. Während er die Bungalows auf dem Hotelareal inspizierte, sprach ihn ein gut gekleideter, kräftig gebauter Thai an und fragte nach seinem Namen. Kaum hatte er seinen Namen gesagt, bekam Alex einen Fausthieb mitten ins Gesicht und wurde brutal zusammengeschlagen und -getreten. Zwei herbeieilende Mitarbeiter von der Hotelsecurity konnten den Mann nicht halten. Er entkam mit einem Moped. Während er Alex schlug hat er immer etwas davon gebrüllt, das er ihn umbringen werde weil er seine Frau gebumst habe.

Nachdem Alex, Gott sei Dank ohne ernsthafte körperliche Schäden, aus dem Krankenhaus zurück war haben wir darüber gerätselt wer dahinter stecken könnte. Aufgrund seiner Ausführungen sind wir dann zu dem Schluss gekommen, dass es sich hier um einen bezahlten Schläger gehandelt hat. Eines der Mädels hatte gegen Ende ihrer Laufzeit angerufen und ihn um Geld für eine Abtreibung angesprochen. Dieses Ansinnen hat Alex missverstanden und sie mit dem Hinweis auf die verwendeten Kondome und die Möglichkeit eines DNA Tests abblitzen lassen.

Da hat sie nun fast vier Wochen ohne wirtschaftlichen Erfolgt mit Alex vertrödelt. Dann wurde ihre verschlüsselte Anfrage nach einem angemessenen Honorar vollkommen missverstanden. So hat entweder sie selbst, ihr Freund oder Ehemann einen Denkzettel für ihn in Auftrag gegeben. Vermutlich hat sie das aber selbst arrangiert. Wenn wirklich der Mann oder Freund dahinter stecken sollte hätte er eher versucht Geld zu erpressen.

Bei der Protokollierung der Angelegenheit hat die Polizei deutlich gemacht, das sie so etwas täglich mehrfach aufnehmen, weil es immer wieder Dummköpfe gibt, die viel zu schnell glauben, das Mädel geht aus Liebe mit. Ein zweites Protokoll wegen einer derartigen Angelegenheit würden sie nicht aufnehmen.

In diesem Zusammenhang kam dann noch eine weitere Geschichte in Sachen Eifersucht ans Licht. Während Alex sich mit seiner aktuellen Flamme auf das Frühstück vorbereitete tauchte nachts um drei eine seiner verflossenen vor seinem Bungalow auf und hat seinen Garten aufgeräumt. Unter lautem Gezeter hat sie hat sämtliche Pflanzen aus seinem Garten herausgerissen und gegen sein Haus geschleudert, bis es den Nachbarn zuviel wurde und diese die Polizei riefen. Die hat Alex dann ermahnt etwas sorgfältiger bei der Auswahl seiner Freundinnen zu sein.

Das Wetter

In den vergangenen Tagen hatten wir fast europäisch ideales Sommerwetter. Morgens strahlend blauer Himmel abends dann ein paar Regentropfen. Gestern und vorgestern konnte man hier einen Bilderbuch Sonnenuntergang erleben. Auf der einen Seite der Himmel wie in Feuer getaucht und auf der anderen Seite ein Regenbogen. Später hat es dann Gott sei Dank geregnet. So bin ich endlich einmal dazu gekommen diesen Wetterbericht fertig zu stellen.

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